Phänomen PKC

Der PKC – ein übernatürliches Phänomen?

– Eine Annäherung von ER Wolfgang Anschütz –

Ich konnte über 30 Jahre lang ein Phänomen verfolgen und beobachten, das eine verblüffende Energie der Anziehung ausstrahlte und auch weiterhin tut. Eine Kraft der Anziehung, die über unvorstellbare Entfernungen wirkt und eine Gattung von Geschöpfen betrifft, die als homo sapiens pennälum rudolstadtensis eingeordnet werden konnte.

Ein noch nicht ganz erforschtes Triebverhalten veranlasst sie, jährlich an ein und demselben Platz zusammenzukommen und sich in nicht ganz alltäglichen Gebärden dem anderen mitzuteilen. Schon lange bevor diese Geschöpfe ihren Sammelplatz erreichen können, muss eine freie Stelle zum Aufenthalt angeworben und gesichert werden. Eine nicht ausreichend große Öffnung in einem gewaltigen, umbauten Hohlraum „Deutscher Krug“ genannt, verhindert dann vorerst die zielstrebige Einnahme ihrer erworbenen Plätze, die nach kurzer Zeit wieder verlassen werden. Ein recht unverständliches Verhalten. Einige dieser Wesen sind wahrscheinlich lange durch die Welt gezogen und treffen sich hier nach langer Zeit wieder. In freudiger Erregung wedeln und zappeln sie mit ihren oberen Extremitäten und geben dabei laute Geräusche von sich. Die, die sich jeden Tag sehen, verharren vorerst ruhig an ihren eroberten Kleinrevieren. Sie sind jüngeren Alters und noch nicht gekennzeichnet vom harten und wilden Widerstreit mit den Elementen.

Einmal im Jahr nun, bei dieser Ansammlung, Galaprunksitzung genannt, kleiden sie sich seltsam und setzen bunte Kappen auf ihre oberen kugelähnlichen Körperenden. Sie nennen diese: Kopf. Einige mit besonders herausragenden Kopfbedeckungen stehen vor der Menge von Artgenossen und rufen ihnen zu:

Rolscht Penne Penne

An einem langen Stiel tragen sie, sie nennen sich Räte, ein gar irdisch Tuch mit viel bunten Zeichen, denen sie in dieser Zeit huldigen und undeutliche Gesänge dazu intonieren. Räte, eine Pluralisierung von Rat und dieses kommt wieder von raten. In langen Rateeinheiten wird sinniert, welches gesprochene Wort und welche körperliche Verstellung den schönsten Widersinn ergibt. Wodurch die dann in der bereits erwähnten Galaprunksitzung vor ihnen hockenden Pennäler zu ruckartigen Muskelkontraktionen in der Bauchregion veranlasst werden und glucksende bis schreiende Geräusche aus Mundöffnung und Rachenansatzraum entweichen.

Neben männlichen sich närrisch produzierenden Pennälern kann man auch weibliche beobachten, die erstere in der Wirksamkeit ihres Gehabes unterstützen. Sie springen leichten Fußes über die hölzerne Unterlage im Raum und verbiegen ihren Korpus in so zierlicher Weise, dass die am Platz Verharrenden beginnen mit ihren Augen zu funkeln. Deshalb werden sie auch Funken genannt.

Während ihres Tuns entwickeln sie dabei eine Art atmosphärische Leuchterscheinung, die wie ein Donnerwetter die Zuschauenden fährt. Nur mit Mühe können dann die Pennäler mit den aufälligeren Mützen, Räte genannt, die Aufmerksamkeit wieder auf sich ziehen. Es tritt dann ein Rufer aus ihrer Mitte und stößt wieder ein – Rolscht Penne Penne – ab.

Jetzt buhlen diese Räte wieder um die Gunst des angeturnten vielköpfigen Absatzes, denn viele stehen nicht mehr, sondern sitzen jetzt auf der unter ihnen befindlichen Holzfläche. Im Laufe der Zeit verbreitet sich ein undurchdringliches Stimmengewirr und die Schwingungsbreite der einzelnen Körper nimmt zu. Wieder werden die oberen Extremitäten zappelnd bewegt, nun aber unter Zuhilfenahme der Unteren. Es entsteht ein rhythmisches Herumstehen, da die Körper ihren aufgeschaukelten Bewegungsdrang in der Enge des oben schon erwähnten Hohlraumes nicht mehr ausleben können.

Am späten Abend werden die Gebärden der in der Masse sich bewegenden Artgenossen heftiger und erinnern an das Imponiergehabe oder Balzverhalten anderer irdischer Kreaturen. Auch das bunte Schmücken und Bemalen ihres Körpers soll dieses Verhalten verstärken, in der Hoffnung im Laufe des zu Ende gehenden Tages einen närrischen Beweis für eine Verpaarung mit einem Andersgeschlechtlichen zu erreichen.

Je näher der Wechsel zum nächsten Tag kommt, desto gröber und taumelnder werden die Bewegungen, was möglicherweise auf die zusichgenommene Flüssigkeit verursachende Gewichtszunahme zurückzuführen ist. Ihre Lautabgabe wird undeutlicher, aber dafür lauter und erreicht nicht unoft die oberen Frequenzbereiche der Hörbarkeit.

Die eben erwähnte Flüssigkeitszunahme ist von Individuum zu Individuum unterschiedlich und richtet sich in erster Linie nach ihrem Maulvolumen und der Eigenfrequenz ihrer in der oberen Körperverdünnung befindlichen Schluckwerkzeuge. Alles zusammen verhält sich direkt proportional, lediglich in der Standfestigkeit und Haltung ist eine indirekte Proportionalität zu erkennen.

Bevor jedoch dieser Tag der Galaprunksitzung mit ihrem unsäglichen Abgang gelingen kann, müssen viele Zeiteinheiten versprochen werden. Diese Pennäler sind Halftime-Jobber. Eigentlich gehen sie einer anderen Art Tun nach.

In aller Frühe strömen diese Wesen einem gelben aus zahlreichen Monolithen umbauten Raum zu, den sie “Wilhelmischen Prachtbau” nennen. Sie gehen mit auffälligen Gebärden aufeinander zu und verbreiten dabei wieder laute Geräusche. Auf dem Rücken oder in der Hand tragen sie kleine beutlige Behältnisse, in denen sie gebündelte Zettel befördern. Auch sind in diesen Behältnissen bisweilen Gegenstände, die sie nicht direkt für ihr Tun in den Hallen des Wilhelminischen Prachtbaus benötigen.

Einige Auserwählte dürfen in einer etwas übelriechenden Ecke unheimlich heimlich etwas inhalieren, das sie gewaltiger fühlen lässt. Jüngere Pennäler versuchen mit Imponiergehabe zu diesen Auserwählten zu stoßen, um ebenfalls mitzutun. Dabei strafft sich ihre Haltung, ihre Augen werden weiter und der auf den Schultern ruhende Kopf schiebt sich empor bis in einem ruckartigen Bersten eruptiv aus dem Kopf Luft mit blau grauem Aussehen ausgestoßen wird. Das veranlasst die Älteren der Pennäler mit grimmigen Blick sich blitzartig umher zu schauen und einen Schritt zur Seite zu treten.

Nach Betreten der auch hier wieder zu findenden umbauten Hohlräume zwingen den Pennäler unsichtbare Kräfte ein hölzernes Gerät hinter sich zu stellen und auf diesem in einer Art Hockstellung lange Zeit zu verweilen. Dabei schaut er auf weißes Papier, worauf schwarze Zeichen zu sehen sind. Einige dieser Zeichen werden von ihm selbst verfertigt. Manchmal weichen diese von der Norm ab und nehmen gar seltsame Gestalt an, vor allem in Momenten, da die Schutzdeckel ihrer optischen Peilorgane drohen herunterzufallen. Nach kurzer Zeit vollführt der so Hockende leichte Nickbewegungen mit seinem Kopf, bis dieser ganz nach vorn fällt.

Bei einer repräsentativen Stichprobe wurde immer wieder von einem gewissen Tunneleffekt gesprochen, den sie dabei erleben, ähnlich dem bei Rauschzuständen. Dieses Phänomen, so haben weitere Beobachtungen ergeben, tritt jedoch nicht immer auf.

Ein Zusammenhang konnte jedoch zum Verhalten des vor ihnen in aufrechter Haltung posierenden Unterrichtsvollziehers festgestellt werden. Die Anzahl Pennäler mit derartigen Taumelbewegungen nahm sprunghaft zu, je monotoner der Impulsoutput dieses dominanten Vorturners, der sich vor einem grünem Holzbrett aufhielt, gestaltete.

Auffällig war auch, daß einige Pennäler schon beim Anblick dieses Geschöpfs in träge Bewegungen verfielen und ihre Augenlider mehr Abwärtsbewegungen vollführten als aufwärts.

Beobachten kann man dann und wann auch, wie sich immer wieder wiederholende an Verzweiflung grenzende hektische Bewegungen ihrer Finger auf einem kleinen Tablett zu schaffen machen. Sie halten bei diesem Gehabe ein im Mathematikunterricht gebräuchliches Rechenbrett in Richtung des Unterrichtsvollziehers und drücken auf kleine Knöpfchen. Ich konnte ähnliches Verhalten bei erwachsenen Exemplaren beobachten, als diese mit einem ähnlichen Gerät in einem schwarzen Kasten ständig ein anderes Bild heraufbeschworen. Wahrscheinlich wurde von den Jüngeren dieses Gebaren in einer Art Nachahmung übernommen, um möglicherweise den Redefluss der vor dem grünen Brett stehenden Gestikulierer unterbinden zu wollen.

Es wundert niemanden, dass diese armen Geschöpfe sich alljährlich dann diesem Treiben im Februar hingeben.

Soetwas gibt es nur in Rolscht.

Rolscht Penne Penne

Text von Herrn Ehrenrat Wolfgang Anschütz